Heia Safari mit Adolf Hitler!“ – Slogan der Kolonialbewegung in Dortmund und Umgebung

„Dortmund-postkolonial“ hatte noch keine Möglichkeit, diesen Zeitraum näher zu untersuchen. Das was wir wissen, deutet darauf hin, dass in Dortmund - wie in ganz Deutschland - erst ab 1933 zum ersten Mal die Kolonialbewegung zur Massenbewegung wird. Das lag sicherlich einerseits daran, dass die „Wiedergewinnung der Kolonien“ ein Thema von größerem strategischem Interesse der NSDAP war und die kolonialrevisionistische Propaganda so wie nie zuvor auch staatlicherseits gefördert wurde. Andererseits war die Mitgliedschaft in kolonialen Organisationen eine Art „Auffangbecken“ für diejenigen deutsch-nationalen und monarchistischen Kräfte, die nicht Mitglied in direkten NS-Organisationen werden wollten oder konnten.

Die Gleichschaltung kolonialer Organisationen

Die politische Gleichschaltung der Kolonialverbände (beginnend am Mitte 1933 und abgeschlossen im Wesentlichen erst ab 1936) erfasste zunächst die Kolonialkriegervereine, die rasch – je nach Alter – zugleich auch Mitglied der SA-Reserve I oder II wurden. Die Kolonialjugend ging ebenso rasch in der Hitlerjugend auf; soweit derzeit bekannt, konnten die kolonialen Jugendgruppen in Dortmund sich nicht als „koloniale Scharen“ mit relativer Selbständigkeit innerhalb der Hitlerjugend behaupten.

Die Deutsche Kolonialgesellschaft, der Frauenbund und die Kolonialkriegervereine gingen im Reichskolonialbund auf; Gauverbandsvorsitzender wurde der Dortmunder Landgerichtsdirektor Klug.

Koloniale Erinnerungskultur?

Es ist bezeichnend für den wohl eher schwachen Stellenwert der Kolonialbewegung im faschistischen Dortmund, dass keine einzige Straße nach einem der „kolonialen Helden“ umbenannt wurde. Ganz anders hingegen Städte wie Bochum, Essen, Duisburg oder Düsseldorf, in denen bis in die 1990er Jahre oder sogar bis heute Kolonialverbrecher durch Straßenbenennungen geehrt werden.
In Dortmund wurden lediglich Schulen kolonial-inspiriert umbenannt und selbst unter den Schulen auch nur die Volks- und nicht die „höheren“ Schulen. Schlageter-Oberschule, Horst-Wessel-Mittelschule, Karl-Peters-Volksschule – die „kolonialen Helden“ folgten gewissermaßen erst mit einem Abstand zu den „Nazi-Ikonen“. Die 1938 kolonial-inspirierten und umbenannten Volksschulen hießen:

  • Karl-Peters-Schule,
  • Wissmannschule,
  • Postmeister-Stephan-Schule,
  • Graf-Spee-Schule,
  • Schliemannschule
  • Nachtigalschule (unsicher, weil offiziell in Nachtigallschule umbenannt, evtl. aber dennoch nach Gustav Nachtigal).

Die nach 1933 erfolgten Neubenennungen von Straßen in Dortmund erfolgten u.a. auch nach bekannten Freikorpsverbänden, von denen zwei eine große Bedeutung für die Kolonialbewegung hatten:

  • Von-Epp-Straße (General, Kolonialoffizier, Freikorpsbefehlshaber, Vorsitzender des Reichskolonialkriegerbundes), Umbenennung 19.7.1946: Thomas-Mann-Straße
  • Maerkerstraße (General, Kolonialoffizier, Freikorpsbefehlshaber, Vorsitzender des Reichskolonialkriegerbundes), Umbenennung 22.7.1946: Ernst-Wiechert-Straße

sowie Aulockstraße, Ehrhardtstraße, Oberlandstraße und Loewenfeldstraße, alle zusammen in einem Viertel in der südostlichen Innenstadt.

Wenn Sie Hinweise und Tipps zu kolonialen Aktivitäten in Dortmund zwischen 1933 und 1945 haben, dann wären wir Ihnen für eine Kontaktaufnahme sehr dankbar.

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