Deutschlandweit bildeten sich 1927 Komitees, um für die Freilassung der in den USA unschuldig zu Tode verurteilten italienischen Arbeiter Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti zu kämpfen. Informationen zum „Sacco und Vanzetti – Komitee Dortmund“ gesucht.

Sacco und Vanzetti, Westfälischer Kämpfer, Dortmund, 22.08.1927

Sacco und Vanzetti, Westfälischer Kämpfer, Dortmund, 22.08.1927

In der Nacht vom 22. auf den 23. August 1927 wurden Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Noch am Tage zuvor – und ebenso am 1. August anlässlich des Antikriegstages – wurde in Dortmund gegen die Vollstreckung der Todesurteile protestiert. Am 24. August fand eine „Trauerkundgebung für Sacco und Vanzetti“ statt: „Der große Saal des Reinoldushofes war überfüllt, sehr viele Arbeiter mussten wieder umkehren, da sie keinen Einlaß mehr finden konnten, um ebenfalls ihre Stimme zu erheben und Rache zu schwören der amerikanischen Klassenjustiz, die die zwei edelsten und standhaftesten Klassenkämpfer gemordet hat“. „Das Ruhrproletariat gedenkt der Märtyrer von Boston“, aber ganz unpathetisch gesagt: Das war es dann auch, denn die angekündigten Streiks und Boykotts fanden – anders als in anderen Ländern – im Ruhrgebiet nicht statt.

Merkwürdigerweise tritt während der Proteste im August 1927 das Dortmunder Saccho- und Vanzetti-Komitee gar nicht in Erscheinung. Im Oktober 1927 erscheint dann ein Abdruck des Aufrufes „Gegen die Todesstrafe“, in dem das Dortmunder Komitee dazu aufruft, die Sacco- und Vanzetti-Komitees nicht aufzulösen und eine zentrale Einrichtung im Kampf gegen die Todesstrafe einzurichten. Nähere Hinweise zum Dortmunder Komitee sind nicht bekannt.

Gegen die Todesstrafe. Dortmunder Sacco- und Vanzetti-Komitee. Der Syndikalist 15.10.1927

Gegen die Todesstrafe. Dortmunder Sacco- und Vanzetti-Komitee. Der Syndikalist 15.10.1927

In Dortmund fanden die ersten öffentlichen Informations- und Solidaritätsveranstaltungen für Sacco und Vanzetti im März 1921 statt, organisiert von syndikalistischen Organisationen. Anfang November 1921 wurden in den heutigen Dortmunder Stadtteilen Marten, Lütgendortmund, Oespel und Mengede öffentliche Versammlungen des Anarchistischen Freibund Rheinland und Westfalen – einer Abspaltung der Freien Arbeiter Union -  zum Thema „Justizverbrechen gegen unsere amerikanischen Kameraden Sacco und Vanzetti“ durchgeführt. Referent war Carl Langer, Redakteur der in Hamburg herausgegebenen anarchistischen Zeitschrift „Alarm – Organ für freien Sozialismus“.

Die „Freie Arbeiter Union, Syndikalisten“, in Dortmund flächendeckend mit zeitweise möglicherweise mehr als 10.000 Mitgliedern vertreten, verband die „Sacco und Vanzetti – Solidarität“ mit „Protestversammlungen gegen die Auslieferung von vier spanischen Genossen“ (spanische Anarchisten, die von der deutschen Regierung nach Spanien abgeschoben werden sollten). Referent einer Veranstaltung in Dortmund am 19.11.1921 war der Schriftsteller Theodor Plievier, der etwas später auch durch seine Zusammenarbeit mit Käthe Kollwitz bekannt werden sollte. Eine „große öffentliche Bergarbeiter-Versammlung“ fand am 23.11.1921 in Mengede statt. Thema: „Protest gegen die Auslieferung der in Berlin verhafteten spanischen Kameraden und gegen die geplante Ermordung zweier italienischer Kameraden in Amerika.“

Die „Arbeiterbörse Groß-Dortmund“, die regionale Förderation der Anarcho-Syndikalisten, nahm den Protest 1926 wieder auf und führte ihn bis zur Ermordung Saccos und Vanzettis im August 1927 fort. Verschiedene Zechen-Belegschaftsversammlungen forderten 1926/1927 die Freilassung von Sacco und Vanzetti. Recht spät, dafür dann aber mit geballter Kraft, organisierte auch die KPD, die inzwischen in Dortmund bei den Reichstagswahlen zur stärksten politischen Kraft aufgestiegen war, die Proteste gegen die geplante Ermordung.

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns mit Hinweisen zum Dortmunder Sacco und Vanzetti – Komitee unterstützen würden. Gesucht werden auch Hinweise zur “Westdeutschen Liga gegen Kolonialgräuel”, die im Kölner Sacco und Vanzetti – Komitee mitgewirkt haben (soll).

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.

Dortmund heute vor ... Jahren

Koloniale Veranstaltungen in Dortmund

Kategorien